Finanzsommer

Home » Leitfaden für Privatanleger » Gründe zum Investieren

Leitfaden für Privatanleger

Gründe zum Investieren

Zuletzt aktualisiert: 24.06.2023

Warum ist es sinnvoll zu investieren? Im Folgenden erkläre ich kurz und kompakt die verschiedenen Gründe zum Investieren, vor allem im Bezug auf das niedrige Zinsniveau und als Antwort darauf die positive Langfristprognose eines diversifizierten Aktiendepots.

Problem: Niedriges Zinsniveau

Ich erinnere mich selbst an Zeiten vor der Finanzkrise 2008, in denen es 5% Zinsen auf mein Tagesgeldkonto gab. Diese Zeiten sind leider vorbei, in der letzten Dekade ist das Zinsniveau auf Tagesgeld- und Sparkonten stark gefallen. Auch wenn sich das Zinsniveau aufgrund der Leitzinsanhebung der EZB in den letzten 1-2 Jahren wieder etwas verbessert haben, sind wir immer noch weit von den alten Zeiten entfernt. Im Gegenteil, die relativ hohe Inflation lässt unsere Ersparnisse bezogen auf die Kaufkraft schrumpfen.

In Anbetracht des demografischen Wandels und der weiter zunehmenden Belastung für die Rentenkassen besteht eine große Notwendigkeit, finanziell vorzusorgen und ein solides finanzielles Fundament zu bauen. Sein Geld ausschließlich auf dem Sparkonto liegen zu machen, ist aufgrund der erwähnten niedrigen Zinsen und der Inflation keine Lösung.  Das Investieren in den globalen Aktienmarkt ist eine sehr gute Möglichkeit und eine der wenigen Alternativen, dem entgegen zu treten. Doch “Halt, Stop!”:

“Aktien sind doch reine Spekulation, oder?

Und können wir dann nicht gleich ins Casino gehen und unser Geld verzocken?”

Spekulieren vs. Investieren

Tatsächlich scheint die Skepsis in Deutschland sehr hoch. Im Gegensatz zu anderen Ländern wie unsere nordischen Nachbarn oder der anglosäsische Sprachraum sind das Giro- und Tagesgeldkonto sowie das Sparbuch weiterhin die populärsten Anlageformen in Deutschland, auch wenn das Investieren am Aktienmarkt besonders unter jungen Erwachsenen immer beliebter wird. Das Problem:  Viele Menschen unterscheiden nicht zwischen Investition und Spekulation, wenn sie an das Investieren am Aktienmarkt denken. Mehr noch, bei den meisten hat sich letzteres, nämlich das Bild des Spekulanten in die Köpfe gebrannt, sicherlich befeuert durch Filme wie “The Wolf of Wallstreet”.

Um es ganz deutlich zu machen: Vom Investieren sprechen wir, wenn wir daran interessiert sind, das Wertpapier mittel- und langfristig zu halten. Wir sehen uns also tatsächlich als Mitinhaber des investierten Unternehmen und treffen die Investitionsentscheidung auf Basis von Fundamentalanalysen, die die Betrachtung bestimmter Kennzahlen von Unternehmen sowie zum Beispiel auch Geschäftsmodell- und Wettbewerbsanalysen beinhalten. In diesem Zusammenhang ist Warren Buffett zu nennen, der für viele durch sein sogenanntes Value Investing der Prototyp eines soliden Investors ist.

Das Bild zeigt Warren Buffet als Beispiel des klassischen langfristigen Investors.

Der Spekulant ist im Gegensatz zum Investor eher kurzfristig orientiert und leitet seine Kaufentscheidung eher aus der kurzfristigen Kursentwicklung ab. In diesem Zusammenhang wird oft über Daytrader (Link zu “Begriffe”) gesprochen, die das Spekulieren zum Beruf gemacht haben. Das Ziel ist, in möglichst kurzer Zeit hohe Gewinne zu generieren. Wir sollten den Daytradern das Spekulieren überlassen, denn es bringt vor allem für Anfänger hohe Verlustrisiken mit sich. 

Wir nehmen die Rolle des Investors ein, dem es dem Buy & Hold Ansatz folgend um die langfristige Rendite geht.

Börsencrashs

In Deutschland wohl am bekanntesten sind das Platzen des Dotcom-Blase, die Finanzkrise oder im letzten Jahr durch die Corona-Krise ausgelöst der Kurseinbruch des Deutschen Aktienindex (DAX) um knapp 40%. Auch in Zukunft wird es immer wieder Crashs geben. Von diesen Börsencrashs, die den ganzen Markt betreffen, sind auch Investoren betroffen, zumindest kurz – und ggf. mittelfristig. Das sollte uns allerdings nicht abschrecken, denn es gibt gute Nachrichten:

 

  • Bis auf sehr, sehr wenige Ausnahmen erholen sich die Märkte langfristig wieder und übertreffen das Vor-Krisen-Niveau, oftmals sogar in sehr überschaubaren Zeiträumen. Gerd Kommer hat dazu in diesem Blogpost eine anschauliche Analyse erstellt.

     

  • Ein Crash ist oft auch eine Chance, Aktien und Fonds günstig nachzukaufen. Vergleicht man die Börse mit einem Supermarkt, könnte man sagen, es gibt alles im Sonderangebot. Trotzdem muss man natürlich evaluieren, was Sinn macht und auch weiterhin einen substantiellen Wert darstellt.

Positive Langfristprognose

Nachdem wir uns den Unterschied zwischen der Spekulation und dem Investor verdeutlicht haben und hoffentlich die Angst vor dem Crash genommen haben, schauen wir uns die langfristige Rendite von breit diversifizierten Aktieninvestments an:

Keine der großen Anlageklassen ist langfristig vergleichbar renditestark wie ein global diversifiziertes Aktiendepot mit einer durchschnittlichen Jahresrendite von bis zu 6-7% über die vergangenen Jahre und Jahrzehnte – trotz diverse Crashs sowie Krisen und Kriegen. Ähnlich sieht es aus, wenn wir regionaler werden und uns zum Beispiel die Performance des Deutschen Aktienindex DAX, der die größten deutschen Unternehmen beinhaltet, anschauen. Hätte man beispielsweise im Jahr 1996 in den DAX investiert, wäre der Wertzuwachs bis zum Jahre 2020 gute 6,7% pro Jahr gewesen. Das Deutsche Aktieninstitut hat dazu das “DAX-Rendite-Dreieck” veröffentlicht, das ihr hier findet. 

Natürlich sind all diese Betrachtungen vergangenheitsbezogen. Und wer weiß schon, was die Zukunft bringt. Schaut man sich jedoch die Funktionsweise des Kapitalmarkts an und weiß, dass unser Wirtschaftssystem auf Wachstum ausgerichtet ist, dann sollten die Umsätze und Gewinne der Unternehmen langfristig weiter steigen. Und die Gewinne sind ein maßgeblicher Einflussfaktor des langfristigen Aktienkurses, sodass die Märkte im Schnitt auch weiter zulegen sollten. 

Unter dem Strich können wir festhalten, dass das Investieren am Aktienmarkt eine attraktive Möglichkeit ist, den sehr niedrigen Zinsen auf die in Deutschland eher traditionellen Anlageformen wie Tagesgeldkonto oder Sparbuch zu entkommen. Dabei ist ein langfristiger Anlagehorizont von mindestens 10-15 Jahren und ein diversifiziertes Aktiendepot notwendig. Es werden Aktiencrashs kommen, die uns langfristig aber nicht beunruhigen sollten. Wichtig ist zudem zu betonen, dass wir normalerweise keinesfalls 100% unseres Vermögens in Aktienwerte investieren. Je nachdem, wie diese unsere Aktienquote definieren, vermindert oder steigt das kurzfristige Verlustrisiko. Das bringt uns zum nächsten Thema, nämlich Diversifikation, also der Streuung des Vermögens über verschiedene Anlageklassen und das Definieren einer eigenen Anlagestrategie.