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Die Welt der Bücher

Romane & Geschichten

Erich Maria Remarque - Im Westen nichts Neues

5/5

Die eindrücklichen Schilderungen der (fiktiven) Kriegserlebnisse des Paul Bäumer – erschreckend aktuell und zeitlos. In klarer, eindringlicher Sprache wird vom Leben an der Front berichtet: Todesangst, Gleichgültigkeit, Töten und Kameradschaft. Das Überleben steht im Mittelpunkt. Dahinter: Was wird aus so einer verlorenen Generation? Wenn nicht getötet oder körperlich entstellt, aber mental schwer beschädigt: Wie soll normales Leben möglich sein? Ansonsten viele Details, die für einen Menschen im viele Jahrzehnte dauernden Frieden nicht bedenkenswert erscheinen – Krankheit, Essen, Toilettengänge an der Front. Schlaf, Verlust  jeder Privatsphäre. Krieg darf nicht sein, Menschen töten Menschen, oftmals sehr jung, das ganze Leben noch vor sich. Krieg, nie wieder? Die Menschheit lernt nicht. 

Ulrich Alexander Boschwitz - Menschen neben dem Leben

4/5

Fundholz, Tönnchen, Grissmann oder Sonnenberg: Verschrobene, vom Leben und der Krise gezeichnete Überlebenskünstler in Berlin Anfang der 1930er-Jahre. Prostitution, Durchwurschteln und Automatenrestaurants sind Alltag. Boschwitz beschreibt – teilweise sarkastisch und mit Humor – scheinbar sachlich diese Zeit und kreiert dadurch eine interessante Perspektive Berlins. Am Ende kommt es zum Showdown in der Kneipe “Fröhlicher Waidmann” zwischen Not und Elend, dem arbeitslosen Grissmann und dem blinden Sonnenberg. Trotz der Einfältigkeit der Gedanken und des Lebens der Protagonisten empfindet man Sympathie – und Mitleid. Andere Gedankenfetzen: Nostalgie ist zeitlos. Armut und Perspektivlosigkeit sind Nährboden für Verschwörungstheorien, ausgedrückt durch das Schicksal der alten Frau Fliebusch. Kalte Gemüsekeller und Automatenrestaurants. Der Moment zwischen Leben und Tod, das Sterben.

Ethan Hawke - A Bright Ray of Darkness

4.5/5

Erfüllung im Theater-Spiel, das Einkleiden seiner selbst mit zu spielenden Charakteren, der Fokus, das absolute Leben im Moment, das alles erzählt durch einen Protagonisten, der sich als Hotspur am Broadway einen Namen macht, umgeben von anderen interessanten Kreativen, Bars, Alkohol und Sex – all das ist “The Bright Ray of Darkness”. Ein interessantes, ein tolles Buch, das so ganz andere Perspektiven aus einer mir fremden Welt zeigt. Ein Gedanke: Der Ton ist bedeutsamer als das Visuelle. Weghören geht nicht, wegschauen schon. Ein anderer: “The next moment is not greater than the present one. This one right now. Can you see that today is not a bridge to anywhere else?”

Ferdinand von Schirach - Terror: Ein Theaterstück und eine Rede

5/5

Eine große und alte moralische Frage in Form einer (fiktiven) Gerichtsverhandlung in einfacher, direkter Sprache: Darf man das Leben von Menschen auslöschen, um eine größere Anzahl von Menschen zu retten? Schirach selbst hat darauf nicht die eine Antwort, versteht es aber par exellence, den Leser in verschiedene Perspektiven eintauchen zu lassen und zum Nachdenken anzuregen. Und vielleicht ist es so, dass es im Dasein unlösbare Widersprüche gibt, vielleicht ist es so, dass man bisweilen etwas Falsches tun muss, um richtig zu handeln. Ein kurzweiliges wie tiefgründiges Buch.

Heinz Strunk - Fleisch ist mein Gemüse: Eine Landjugend mit Musik

4.5/5

Ein Roman voller schräger und mitleiderregender Charaktere um den Hauptprotagonisten Heinz, Mitglied einer abgehalfterten Tanzmusikgruppe namens Tiffanys, die durch die Dörfer zieht und auf Geburtstagen und Hochzeiten Geld verdient, das gerade so reicht, um sich über Wasser zu halten. Die Beschreibung des Lebens von sozialen Außenseitern, die sich der Alkohol- und Spielsucht hingeben, das Ganze umrahmt von zeitgeschichtlichen Fetzen der 80er- und 90er-Jahre. Das sind die Zutaten von Strunks autobiografischen Roman. Wie gewohnt ist die Sprache derb, gleichzeitig aber entblößend-ehrlich, was in Kombination mit einen großen Priese humoristischen Erzähltalents einen ganz besonderen lesenswerten Roman erschafft.