Leitfaden für Privatanleger
ETF-Sparplan, Auswahlkriterien & Monitoring
Zuletzt aktualisiert: 24.06.2023
Bevor wir uns mit der Auswahl der verschiedenen ETFs beschäftigen, benötigen wir ein Aktiendepot und müssen verstehen, was ein ETF-Sparplan ist.
Das Aktiendepot - Was ist das und wie wähle ich einen Anbieter aus?
Ein Aktiendepot ist der Ort, wo die erworbenen Wertpapiere, also zum Beispiel Aktien oder Anleihen, aufbewahrt werden. Im weiteren Sinne ist es der Ort, wo wir Wertpapiere kaufen oder verkaufen. Es ist also unabdingbar, um seine Anlagestrategie umzusetzen.
Die im Depot deiner Bank enthaltenen Wertpapiere zählen zum so genannten Sondervermögen. Das bedeutet, dass sie dir auch bei der Insolvenz deiner Bank gehören, du dich davor also nicht fürchten musst.
Die optimale Auswahl des Depot hängt von einigen Faktoren ab. Im Rahmen des passiven Investierens geht es nicht um das Traden und eine große Transaktionshäufigkeit, sondern um das Halten von ETFs über lange Zeit (“Buy & Hold Strategie”). Daher solltet ihr euch neben der Depotführungsgebühr, die vor allem bei Direktbanken kostenlos ist, auf folgende Faktoren konzentrieren:
- eine große Auswahl von verschiedenen ETFs
- die Möglichkeit, möglichst viele ETFs mit Sparplänen zu besparen
- das flexible Anpassen und ggf. Aussetzen von Sparplänen
- Ausführungskosten für die ETF-Sparpläne
Natürlich ist es grundsätzlich interessant, sich auch die Orderkosten anzuschauen, wobei ich diese eher in der Kategorie “unregelmäßige Einmalausführungen” sehen würde. Das heißt: Je größer deine gewichteter Anteil in Einzelaktien ist, desto relevanter werden die Orderkosten. Im Rahmen des passiven Investierens betrachte ich die genannten Faktoren rund um Sparpläne aber als bedeutender.
Was ist ein ETF-Sparplan?
Ein ETF-Sparplan ist ein Plan zum Besparen eines ETFs. Nehmen wir als Beispiel einen Sparplan auf einen DAX ETF: Hier kann ich z.B. festlegen, dass ich an jedem 5. eines Monat automatisiert einen gewissen Betrag in diesen DAX ETF anlege. Der Vorteil ist, dass ich meine vorher festgelegte Strategie in festgelegter Regelmäßigkeit umsetze, ohne großen Aufwand zu haben. Außerdem ist das Besparen von Sparplänen in der Regel deutlich günstiger als jedes Mal Einmaltransaktionen zu tätigen.
Wie suche ich die richtigen ETFs aus?
Bei der Auswahl gibt es insbesondere vier harte Kriterien zu beachten:
1. Fondsvolumen
Die Größe eines ETFs, das heißt die Gesamtsumme des verwalteten Vermögens, ist ein wichtiges Kriterium. Grob gesagt: Je größer der ETF, desto besser ist es erst einmal. Das hat zum einen damit zu tun, dass größere Fonds von ETF-Anbieter in der Regel kosteneffizienter angeboten werden können – was sich auf die Gesamtkosten des ETFs niederschlagen sollte. Zum anderen ist weniger wahrscheinlich, dass ETFs von den Anbietern geschlossen werden. Abgesehen von Ausnahmen, zum Beispiel Investments in absoluten Nichenmärkten, sollte ein ETF mindestens 100-150 Millionen Euro verwalten.
2. Kosten des ETFs
In der Regel sind die Kosten für ETFs geringer als bei aktiven Fonds. Es gibt jedoch auch innerhalb der Kategorie ETF mitunter deutliche Unterschiede. Die Kennzahl, die wir uns vor allem anschauen sollten, ist die Total Expense Ratio (TER), also die Gesamtkostenquote. Sie gibt die jährlichen prozentualen Kosten für den ETF an, die direkt aus dem Fonds-Vermögen entnommen werden. Große, weltweite ETFs gibt es schon sehr günstig für um die 0,1%.
3. Replikationsmethode
Die Replikationsmethode beschreibt, wie der ETF den zugrundeliegenden Index nachbildet. Auf der einen Seite gibt es die vollständige physische Replikation, bei der der ETF die Wertpapiere eins zu eins hält und den Index genau nachbildet. Außerdem gibt es in diesem Zusammenhang die optimierte physische Replikation, was auch als Sampling bezeichnet wird. Hier wird der Index computergestützt durch weniger Titeln als im Index enthalten nachgebildet. Auf der anderen Seite gibt es die synthetische Replikation, bei der der Index künstlich nachgebildet wird, oft mit so genannten Tauschgeschäften (Swaps). Einen großen Unterschied auf die Performance sollte die Auswahl der Replikationsmethode nicht haben, ich jedoch bevorzuge immer die vollständige physische Replikation, da diese für mich persönlich transparenter sind und ich mich mit diesen wohler fühle.
4. Ausschüttungsart
Basierend auf der eigenen individuellen Strategie, müsst ihr euch entscheiden, ob ihr eher auf ausschüttende oder thesaurierende ETFS setzt. Ausschüttende ETFs – wie der Name es sagt – schütten die aufkommenden Dividenden aus, d.h. sie werden in der Regel dem Verrechnungskonto gutgeschrieben. Ein thesaurierender ETF reinvestiert die anfallenden Dividenden direkt wieder. Da in diesem Fall der Zinseszinseffekt automatisch greift und man die Dividenden nicht selbst wieder aktiv investieren muss (wofür zudem Transaktionskosten anfallen), bevorzuge ich die thesaurierende Variante.
Neben den genannten Faktoren gibt es weitere, die enger im Bezug auf die eigene Strategie zu sehen sind. Es ist beispielsweise nötig, die definierte Streuung über Länder und Regionen über die Auswahl der ETFs abzubilden. Hat man zum Beispiel für sich entschieden, man möchte 30% seines Vermögens in den USA investieren, muss man ETFs auswählen, die passend sind und dann gewichten. Wichtig ist auch darauf zu achten, dass es nicht zu vielen Überschneidungen kommt. Investiert man zum Beispiel in den NASDAQ und gleichzeitig in den S&P 500, gibt es eine ganze Reihe von Unternehmen, die in beiden ETFs zu finden sind. Das minimiert den Diversifikationseffekt.
Praxistipp
Im jeweiligen Factsheet des ETFs finden sich alle relevanten Informationen. Ich persönlich nutze die Seite justetf.com, um mir einen guten Überblick über die verfügbaren ETFs zu verschaffen.
Wie können wir die Performance monitoren und die Strategie bei Bedarf anpassen?
Grundsätzlich bekommen wir in der Depotübersicht der jeweiligen Bank oder des Brokers einen guten Eindruck, wie das Gesamtperformance meiner Investments ist. Meiner Erfahrung nach sind diese Übersichten aber relativ stark limitiert. So ist es zum Beispiel in der Regel nicht möglich, Clusterungen nach Ländern oder Anlageklassen vorzunehmen. Zu diesem Zweck gibt es eine Reihe kostenpflichtiger Programme und Apps. Oder man baut sich selbst in Excel eine Übersicht. Ich persönlich bin begeisterter Nutzer des kostenlosen Tools “Portfolio Performance”. Auch wenn der Anfangsaufwand etwas höher ist und man sich ein wenig in das Tool einarbeiten muss, lohnt sich das Tool langfristig.
Nun kann es mit dem Investieren losgehen. Allerdings: Vermeidet psychologische Fehler. Ich habe vor allem gelernt, nicht zu gierig zu werden. Auch wenn es in relativ kurzer Zeit mal 20% nach oben geht, muss man ruhig bleiben. Ansonsten sind Verluste hausgemacht. Das Gleiche gilt umgekehrt: Auch wenn es mal im zweistelligen Prozentbereich nach unten geht, muss man ruhig bleiben und nicht verkaufen. Es gilt, seiner Strategie treu zu bleiben. Weitere große Fehler habe ich in diesem Blogartikel zusammengefasst.