Die Welt der Bücher
Sachbücher & Biografisches
Malcom Gladwell - Outliers: The Story of Success
Nicht: Wie sind erfolgreiche Leute? Sondern: Wie sind sie zu dem geworden, was sie sind? Elternhaus, Respekt vor Autoritäten, Glück und Zufall. Im Sport: Der Geburtsmonat. Interessante Perspektiven, die helfen, den klassischen Begriff von Erfolg besser zu verstehen.
John M. Hull - Touching the Rock: An Experience of Blindness
Wie ist es blind zu werden? Wie ist es blind zu sein? Verblassende Bilder im Kopf, die der Sehende Erinnerungen nennt. Bilder der Kindheit, Gesichter, längst vergessen, kommen aus den Tiefen des Unterbewussten wieder. Regen, die Magie des Regens, das Auge des Blinden. Hull schildert eindrücklich aus erster Hand, wie es ist, langsam die Sehkraft zu verlieren. Eindrücklich, perspektivverändernd.
Ray Kroc - Grinding It Out: The Making of McDonald's
Harte Arbeit, Geschäftssinn, Standardisierung von Prozessen, “Monotony Score”, der Erfinder des Franchising-Systems – mir fallen viele Überschriften zu diesem Buch ein. Inspirierender Ausflug in die Anfangsjahre des heutigen Weltkonzerns. Fernab von den Haupterkenntnissen: Einige spannende Abschnitte zum gesellschaftlichen Leben in Chicago der 1920er-Jahre.
Trevor Noah - Born a Crime: Stories from a South African Childhood
Ein Eindruck des Lebens unter der Apartheid. Schwarze gegen Schwarze, auch Alltag in den Wendejahren. Die Wichtigkeit, die gleiche Sprache zu sprechen. Glaube, Hoffnung. All das Themen der Autobiografie Trevor Noahs. Witzig, nachdenklich und klug.
Albert Espinosa - El mundo amarillo: Como luchar para sobrevivir me enseñó a vivir
Menschen, die man nur kurz und flüchtig kennt, sich aber auf eine Weise unglaublich verbunden fühlt? Una persona amarilla. Tolle Beobachtung und endlich ein Name für ein Phänomen, das jeder kennt. Darüber hinaus: Eine beeindruckende Lebensgeschichte voller Positivität und Hoffnung trotz schwerer Rückschläge und Lebensgefahr.
Bill Gates - How to Avoid a Climate Disaster: The Solutions We Have and the Breakthroughs We Need
Das Thema unserer Zeit: Klimawandel. Ursachen, Status Quo, Herausforderungen & Lösungsansätze. Hilft, das gloable Problem an der Wurzel zu verstehen – rational, nüchtern, aber auch mit einer großen Priese Hoffnung.
Martin Suter - Einer von euch: Bastian Schweinsteiger
Ein biographischer Roman über Bastian Schweinsteiger. Locker-leicht geschrieben, hier und da ein paar interessante Anekdoten. Nichts Besonderes, vor allem sprachlich weniger gut als erhofft. Ronald Reng schreibt wesentlich bessere Biografien. Suter und Schweini: Kann man lesen, muss man aber nicht.
D. Ganten, T. Spahl, T. Deichmann - Die Steinzeit steckt uns in den Knochen: Gesundheit als Erbe der Evolution
Warum haben wir Menschen Augenbrauen? Warum haben viele Menschen Rückenprobleme? Warum haben viele Männer relativ jung Glatzen? Nicht nur um diese Detailfragen geht es, sondern übergeordnet um: Wie kann uns das Wissen über unsere evolutionären Wurzeln helfen, gesünder zu leben und Krankheiten zu vermeiden? Einige interessante Gedanken und Insights nehme ich nach der Lektüre dieses Buches mit, auch wenn mir doch vieles redudant vorkam. Ganz viel Neues war nicht dabei, trotzdem hilfreich und einmal mehr die Bestätigung: Wer rastet, der rostet, der Mensch ist zum Bewegen geboren.
Kurt Krömer - Du darfst nicht alles glauben, was du denkst: Meine Depression
Ein unterhaltsames Buch, das sich sehr flüssig lesen lässt. Viel wichtiger aber: Ein Buch, so offen und ehrlich geschrieben, ein Buch, das die Depression von Alexander Bojcan – so der Name hinter der Kunstfigur Kurt Krömer – in den Fokus stellt. Wie hat er diese erlebt? Was heißt das: Depression? Wie ist so ein Klinikaufenthalt? Eindrückliche und sehr offenene Schilderungen, ohne die Angst – oder besser: ohne die Angst zuzulassen? – stigmatisiert zu werden. Ein wichtiges Buch, und auf einer Metaebene: Eine Ode an einen offenen Umgang mit Schwächen und Andersein, eine Ode an den Umgang mit Krankheiten, eine Ode an das Leben. Und so ganz nebenbei, zwischen den Zeilen, eine weitere Bestätigung der Kraft der Achtsamkeit und Meditiation, die auch bei Depressionspatienten eingesetzt wird.
Prince Harry - Spare
König Charles beim Kopfstand am morgen, in Unterhosen? Kamingespräche mit der im letzten Jahr verstorbenen Queen Elizabeth und deren Mutter? Handgreifliche Auseinandersetzungen zwischen Prince Harry und seinem Bruder William? “Spare” gewährt exklusive in das Innenleben der königlichen Familie und seines Stabes im Vereinten Königreich. Halb Abrechnung, halb Traumabewältigung hat Prince Harry (oder viel besser sein Ghostwriter) einen Buch geschrieben, was nie lanweilig wird und sich gut wegliest. Das Lesen des Buches hat mir- neben etwas Englischpraxis – geholfen, eine eigene Meinung zu bilden: Prince Harry ist ein durch den frühen Tod seiner Mutter Diana in Kombination mit dem ständigen Stehen im Rampenlicht und im Schatten seines Bruders ein traumatisierter Mensch. Er scheint dieses Trauma in vielen Partys mit viel Alkohol und sonstigen Drogen betäubt zu haben. Er wettert gegen die Paparazzis und gegen die mangelnde Unterstützung seiner Familie. Mehr noch, er wirkt leicht paranoid und beschuldigt seine Familie, ihm nicht zur Seite zu stehen und einen latenten Rassismuss gegenüber seiner Frau Meghan zu pflegen. Harry steigert sich da rein und sieht gar nicht, in welch priviligiertem Umfeld er aufgewachsen ist: Trips nach Botswana zum Abschalten scheinen ihm normal. Auch die besten Schulen, Freunde und Bekannte auf der ganzen Welt, ein Leben ohne finanzielle Sorgen und die Möglichkeit, über Stiftungen Gutes zu tun scheinen ihm normal. Eine sehr subjektive und undifferenzierte Perspektive. Daher bleibt mir als Fazit: Wirklich Harry? Com’on Harry.
Marian Rojas Estapé - Cómo hacer que te pasen cosas buenas
„Tu mente y tu cuerpo no distinguen lo que es real de lo que es imaginario. (…) La felicidad no es lo que nos pasa, sino como interpretamos lo que nos pasa.”
Diese beiden Sätze bringen die Kernaussage dieses tollen und fundierten Buches der spanischen Psychologin und Psychiaterin auf den Punkt: Das Glück, so plump es klingt, liegt in uns, ganz egal, was um uns herum passiert. Der Weg zum Glück ist das Ziel, wobei es notwendig ist zu verstehen, dass wir immer unsere eigene Realität schaffen – und Gedanken körperliche Auswirkungen haben. Mindfulness, das Bewusstsein über die eigenen Gedanken, Gefühle und Emotionen sind der Schlüssel. Darauf basierend dann der Fokus auf positive Gedanken, das Sparring mit der (oftmals gemeinen) inneren Stimme, die uns Handeln und Tun stets kommentiert. Hat man dazu gute soziale Beziehungen und umgibt sich mit “personas vitamina”, ist Lebensglück wahrscheinlich.
David Eagleman - The Brain
Was ist das Gehirn? Wer sind wir? Was ist (unsere) Realität?
Vier Take-Aways:
- Der Mensch wird – im Gegensatz zu anderen Lebewesen – relativ hilflos geboren und braucht Jahre, um sich zu entwickeln. Das hat den großen Vorteil, dass wir sehr anpassungsfähig sind, was für das Überleben der Spezies Mensch essentiell ist.
- Die Welt an sich ist monoton und farblos. Erst unser Gehirn und unsere Sinne verwandeln sie in einen reichen, sehr persönlichen Film. Aber: Gehirn und Sinne müssen lernen zusammenzuarbeiten – und befruchten sich gegenseitig.
- Die Gefahr für das Erblassen von Erinnerungen ist nicht die Zeit, sondern es sind neue Erinnerungen, da Neuronen vielfach genutzt werden.
- Bewusstsein entsteht aus der Summe und der Interaktion der einzelnen Bereiche im Gehirn. Jeder Bereiche, jedes Neuron für sich tut das, für was es vorgesehen ist – für sich allein wenig komplex. Vergleichbar mit einem Flugzeug, was nur in Summe fliegt. Anwendbar auch auf die Unternehmenswelt.
Rüdiger Nehberg - Abenteuer Urwald
Abenteurer durch und durch schildert Nehberg seine Erlebnisse im brasilianischen Regenwald: Ausgesetzt von einem Hubschrauber, ohne wirkliche Werkzeuge, findet er in 23 Tagen seinen Weg zurück in die Zivilisation. Auf dem Weg dahin: Hängematten aus Lianen, Porteine aus Raupen und Skorpionen, Wasser aus Bächen. Beeindruckend. Die zweite Geschichte nicht minder beeidruckend. Es geht um einen deutschen Hochstapler, der sich als Indianerkönig ausgibt und “Tatunca Nara” nennt. Charismatische, teilweise wahnsinnige Geschichten. Soweit, so amüsant. Allerdings: Um sich und seine Legende vor der endgültigen Entlarvung zu schützen, tötet er sehr wahrscheinlich drei Touristen. Die brasilianische Regierung hält jedoch die Hand über ihn – bis heute.
Eckhart Tolle - The Power of Now: A Guide to Spiritual Enlightenment
“Wie spät ist es? – Jetzt.” Diese fünf Wörter fassen die Aussage dieses spirituellen Meisterwerks für Anfänger zusammen. Würde der Mensch mehr im Hier und Jetzt leben und seinen Verstand nur von Zeit zu Zeit als mächtiges Werkzeug einsetzen, ginge es ihm nicht nur besser, sondern auch dem Planeten Erde als Ganzes. Schlüssel sind Achtsamkeit und Bewusstsein, dem Lossagen von erlernten Verhaltensmustern und dem Ego, das immerzu auf der vergeblichen Suche nach externer Erfüllung durch Konsum, Arbeit, Geld und mehr ist. Wie kann man das erreichen? Die Meditationspraxis wird angeschnitten, im Wesentlichen propagiert Tolle aber das Beobachten seines “Inneren Denkers” und der Emotionen, sich nach innen zum eigenen Körper wendend. Auch das aktive und aufmerksame Warten auf den nächsten Gedanken wird als Praxis beschrieben, um einen zeitlosen Zustand, das Hier und Jetzt, zu erreichen. Innerer Widerstand im Moment, der ja unabänderbar ist, muss aufgegeben werden. Akzeptanz dessen, was ist, muss gelebt werden. Das heißt nicht, dass ein jeder alles über sich ergehen lassen soll, im Gegenteil, die Akzeptanz des Unveränderlichen hilft, klare Sicht zu erlangen und zu wählen, welche Entscheidung man trifft – ohne Reue, Hass oder Wut. Ein Leben in Ausgeglichenheit und Zufriedenheit ist das Resultat. Ein Buch, das Leben verändern kann.
Johann Hari - Stolen Focus: Why you can`t pay attention
Das zweite große Problem unserer Zeit wird aus verschiedenen Perspektiven betrachtet: Der Fokus – und Konzentrationsverlust so vieler Menschen und ganz besonders von Kindern und Jugendlichen. Woher kommt dieser? Einfacher und schneller Informationszugang, unsere neue digitale Arbeitswelt, große Unsicherheiten und Jobverluste, aber vor allem soziale Plattformen, die dazu gemacht sind, dass möglichst viel Zeit auf ihnen verbracht wird – koste es, was es wolle, wobei das Smartphone eher Medium und nicht Ursache ist. Zudem werden verschiedene Arten des Fokus, die Wichtigkeit des “Mindwandering” und der potenziell Lebensglück erzeugende Status des Flows diskutiert. Und die Lösung des Ganzens? Veränderungen des Bewusstseins und des Gesetzes seien nötig, insbesondere im Hinblick auf soziale Plattformen. Und so, nur so, könne auch das Klimaproblem gelöst werden.